Jeder dritte Bundesbürger steht der fortschreitenden Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung im Alltag skeptisch oder ablehnend gegenüber. Die Mehrheit ist aber neugierig und sieht neue Möglichkeiten. Entsprechend hoch ausgeprägt ist das Verbraucherinteresse an neuen Produkten in aktuellen Trendfeldern wie Smart Home, Smart Mobility, Virtual Reality oder Haushaltsrobotik. Beim Kauf halten sich die Deutschen allerdings noch zurück: oft liegen die Nutzerzahlen erst bei wenigen Prozentpunkten. Daran wird voraussichtlich auch das laufende Weihnachtsgeschäft noch nichts Grundlegendes ändern.
„Early Adopter“ sind im Alltag jedoch nur wenige. So sind beispielsweise über die Hälfte der befragten Bundesbürger an Haushaltsrobotern interessiert, die selbständig staubsaugen, nassreinigen oder rasenmähen können. Bereits im Einsatz sind diese modernen „Heinzelmännchen“ jedoch erst in etwa sechs Prozent der Haushalte. In absehbarer Zeit kaufen wollen solche Hilfsroboter weitere sechs Prozent der Verbraucher; zehn Prozent wollen sich hierzu erst einmal weiter informieren.
Hohes generelles Verbraucherinteresse zeigt sich auch bei vielen Smart-Home-Geräten – wie etwa digital vernetzte Haushaltsgeräte, digitale Sprachlautsprecher mit Sprachassistenten oder per App fernsteuerbare Heizungs-, Licht- oder Alarmsysteme. Auch hier liegt der tatsächliche Nutzungsgrad erst bei wenigen Prozentpunkten.
„Viele Verbraucher in Deutschland betrachten innovative Produkte und Services erst einmal von der Seitenlinie aus“, sagt Thomas Donath, Geschäftsführer bei Nordlight Research. „Für die Anbieter ist es daher sehr wichtig, die Marktpotenziale jeweils nüchtern einzuschätzen und echte Wachstumstrends von kurzfristigen Hypes zu unterscheiden. Zugleich gilt es überzeugende Anwendungsstories und Pricing-Strategien zu entwickeln.“
Geringe Aufpreisbereitschaft für digitale Produkte
Vor die Wahl gestellt, Haushaltsgeräte (wie etwa Kaffeemaschine, Kühlschrank oder Waschmaschine) entweder in „klassischer“ oder in „digital vernetzter“ bzw. per App steuerbarer Form zu kaufen, würden sich derzeit 53 Prozent der Verbraucher noch für das klassische Produkt ohne smarte Steuerung entscheiden. 28 Prozent favorisieren das digital vernetzte Produkt – ausdrücklich aber nur, wenn dieses nicht teurer als das klassische Vergleichsprodukt ist. Lediglich acht Prozent würden sich für das „smarte“ Produkt entscheiden, auch wenn dies etwas teurer ist. 11 Prozent zeigen sich hier unentschieden.
VR und digitale Sprachsteuerung – Hype oder Zeitenwende?
Neben dem Basistracking einer Vielzahl aktueller Trendprodukte im Consumer Market untersucht die aktuelle Ausgabe des «Trendmonitor Deutschland» als Schwerpunkte die Themen „Virtual Reality“ (Fokus: VR-Brillen) und „Digitale Sprachassistenten“ (Fokus: Sprachlautsprecher). Grundsätzlich handelt es sich hier um Technologien und Produkte, die den zukünftigen Alltag ganz wesentlich verändern könnten.
Generelles Interesse an VR-Brillen für Smartphones und Spiele-Konsolen/PC bekunden aktuell rund 30 Prozent der Bundesbürger; sechs Prozent davon wollen sich hierzu aktiv weiter dazu informieren, drei Prozent diese auch bald kaufen. Unter den verschiedenen Anwendungsszenarien von VR finden virtuelle Lernangebote (59%), 3D-Filme (60%), „Virtuelles Reisen“ (57%) und live in virtueller Realität übertragene Events (48%) – wie etwa Konzerte oder Sportveranstaltungen – das größte Interesse.
Bereits im Besitz höherwertiger VR-Brillen (also keine Cardboards aus Pappe) sind bislang erst rund zwei Prozent der befragten Verbraucher. Etwa ebenso viele zeigen eine höhere Kaufbereitschaft. Die wenigen Verbraucher, die VR-Brillen bereits nutzen, zeigen sich zu 80 Prozent mit deren Produktqualität zufrieden, davon 56 Prozent sogar in sehr hohem Maße. Beim Anbieterimage vorn liegen derzeit „Sony Playstation VR“ und „Samsung Gear VR“. Generell die größten Marktchancen im VR-Bereich räumen die Verbraucher insbesondere Apple, Google, Samsung und Sony ein.
Generell sehen 39 Prozent der Verbraucher eine größere Gefahr, dass die Menschen zukünftig stärker in „virtuellen“ Realitäten als in ihrer „realen“ Umgebung leben könnten. Den „Suchtfaktorl“ von VR-Brillen und VR-Anwendungen schätzen insgesamt 47 Prozent aller Verbraucher als hoch ein, und auch 38 Prozent der bisherigen Anwender.
Fast jeder fünfte Deutsche spricht bereits mit Alexa & Co.
Ganz ähnliche Interessen und Kaufbereitschaften wie im VR-Bereich zeigen sich für Lautsprecherboxen mit digitalen Sprachassistenten (Amazon Echo, Google Home etc.). Genutzt werden diese aktuell bereits von fünf Prozent der Konsumenten. Device-unabhängig – also z.B. auch über Smartphone und PC – werden digitale Sprachassistenten wie Alexa, Siri, Google Assistant, Cortana & Co. bereits von jedem fünften Verbraucher genutzt (19%). Als eine Hürde für die weitere Verbreitung zeigt sich, dass derzeit noch viele Bundesbürger in stärkerem Maße die Gefahr sehen, von den digitalen Assistenten „fremdgesteuert“ (43%) oder „ausspioniert“ (62%) zu werden. Das beste Produktimage im Bereich von mit Sprachassistenten steuerbaren Sprachboxen hat derzeit „Amazon Echo“ gefolgt von „Google Smart Home“. Den größten zukünftigen Markterfolg im Bereich digitaler Sprachassistenten trauen die Verbraucher den Marken Google, Apple und Amazon zu, mit Abstand gefolgt von Samsung und Microsoft.
Andere digitale Trendprodukte und Smart Services – wie etwa Smart-TV, digitale Fitnessarmbänder oder kostenpflichtige Streamingdienste für Musik oder Filme – haben sich bereits deutlich stärker durchgesetzt: hier liegen die Kauf- bzw. Nutzungszahlen bereits zwischen 10 und 30 Prozent.
„Derzeit bewegt sich vieles im digitalen Verbrauchermarkt“, sagt Thomas Donath. „Gut beraten ist, wer als Anbieter Pioniergeist zeigt, Chancen und Risiken frühzeitig erkennt und entsprechend handelt.“
Generell gilt: Längst nicht allen digitalen Produktneuheiten wird auf Dauer ein so großer und rasanter Siegeszug wie dem Smartphone oder damit verbundenen „Killerapplikationen“ gelingen.